Die EMDR-Therapie ist enorm effektiv bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (Trauma).
EMDR steht für “Eye Movement Desensitization and Reprocessing”, was so viel bedeutet wie Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen. Es handelt sich dabei um eine hochwirksame psychotherapeutische Methode, welche eine bilaterale Hemisphären-Stimulation (wechselseitige Stimulation beider Gehirnhälften) als ein zentrales Element hat.
Geschichte und wissenschaftliche Anerkennung von EMDR
Als die EMDR-Therapie 1987 von der amerikanischen Psychologin Francine Shapiro (*1948) entdeckt und in der Folge von ihr zur Methode weiterentwickelt wurde, waren die Augenbewegungen (EM = Eye Movement) das hervorstechendste Merkmal, was dann letztlich auch den Ausschlag zur Namensgebung gab.
Mittlerweile liegen über EMDR als Behandlungsmethode psychischer Traumata – bezogen auf den Zeitraum 1990 – 2010 – mehr positive kontrollierte klinische Studien vor, als zu jeder anderen psychotherapeutischen Behandlungsform. Die Ergebnisse dieser Studien sind alle derart beeindruckend, dass es für die Entwicklerin zahlreiche Auszeichnungen gab und die Methode EMDR von vielen Gremien anerkannt wurde.
So wurde die EMDR-Methode unter anderem:
- 2013 wurde EMDR von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als wirksame Methode zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich anerkannt.
- 2014 erfolgte die Anerkennung des wissenschaftlichen Beirates für Psychotherapie in Deutschland als wirksame Methode zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen und wird bei Erwachsenen im Rahmen der Behandlung mit einem Richtlinienverfahren von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?
Typische Merkmale einer posttraumatischen Belastungsstörung sind das wiederholte Erleben eines Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallphänomene, Flashbacks, Intrusionen), Träumen oder Alpträumen. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen auf.
Häufige Auslöser für eine PTBS sind durch Naturereignisse oder von Menschen verursachte Katastrophen, eine Kampfhandlung, ein schwerer Unfall oder Zeuge des gewaltsamen Todes anderer oder selbst Opfer von Folter, Terrorismus, Vergewaltigungen oder anderer Verbrechen zu sein. Selbstverständlich gehören dazu auch Misshandlungen in der Kindheit, häusliche Gewalt, der Verlust eines Kindes und andere dramatische Ereignisse, wie beispielsweise eine Krebsdiagnose. Allesamt Ereignisse, die irgendwie fremd und weit weg, für den Einzelnen schwer einzusortieren sind. Mit anderen Worten handelt es sich um plötzliche und unerwartete, extreme Stress verursachende Ereignisse, die seelisch verletzend sind, nicht ausreichend reguliert werden können und zu massiven Einschränkungen im normalen Leben führen.
Depressionen und andere Trauma-Nebensymptome
Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle bleiben, dass Traumatisierungen der unterschiedlichsten Gewichtungen, nicht selten kompensiert werden und bei den Betroffenen sekundär zu Depressionen, Angsterkrankungen, Somatisierungsstörungen und Abhängigkeiten führen.
Die vorgenannten Störungen liefern zugleich auch einen Hinweis auf das große Indikationsspektrum der Behandlungen mit EMDR. Es werden neben der Bearbeitung von Traumafolgestörungen folgende Indikationen genannt: Angststörungen, Phantomschmerzen, Schmerzstörungen, psychosomatische Störungen, Allergien, Tinnitus und jede Form von belastenden pathogenen Erinnerungen.
Was genau passiert bei einer EMDR-Therapie?
Ziel einer Behandlung mit EMDR ist, das gehemmte oder blockierte Informationsverarbeitungssystem zu stimulieren, um so die nicht richtig einsortierte Erfahrung wie eine ganz normale Erinnerung ins Gedächtnis einzusortieren, beziehungsweise das nicht gut verdaute und pathogene Material zu verdauen. Das ansonsten autonom funktionierende Selbstheilungssystem wird angeregt und die belastenden, in der Erfahrung gespeicherten emotionalen, kognitiven, physiologischen und sensorischen Komponenten werden Schritt für Schritt aufgelöst, sodass der Betroffene mit den alten traumatischen Erinnerungen und Gedanken in einer neuen Weise umgehen kann.